Expert*innen

Schüler*innen bilden ihre Lehrer*innen zum Zusammenhang von Ernährung und Klimawandel fort.

Bei der inhaltlichen Auseinandersetzung und Vorbereitung unterstützen folgende lokale Expert*innen die Schüler*innen:

Gerd Carlsson vom Projekt 2000m²-Weltacker

war im November 2019 Experte in der Friedenauer Gemeinschaftsschule Berlin

Maike Strietholt von der Agrar Koordination Hamburg

war im Januar 2020 Expertin in der Stadtteilschule Wilhelmsburg Hamburg

Dr. Melanie Kröger von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

war im Februar 2020 Expertin in der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Schule Eberswalde

Erfahren Sie mehr zu den Expert*innen, ihren persönlichen Antworten und was sie von foodture mitnehmen:

Gerd Carlsson

Gerd Carlsson ist seit dreißig Jahren Bio-Gärtner und arbeitete zuletzt auf dem 2000m²-Weltacker in Berlin-Pankow. Derzeit plant er die Eröffnung eines Weltackers und einer Schule für Permakulturpraktiker*innen in Cottbus.
Ausfindig machten wir Gerd Carlsson über seine Tätigkeit beim Weltacker 2000m². 

Der 2000m²-Weltacker ist ein Umweltbildungsprojekt der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. 2000m² stehen rein rechnerisch jedem einzelnen Menschen als Ackerland zur Verfügung. Die Zahl ergibt sich anhand der weltweiten Ackerfläche, geteilt durch die Zahl der Menschen, die auf der Erde leben. Auf diesen 2000m² muss demnach alles wachsen, was uns ernährt und versorgt. Das Projekt möchte ein Gefühl für die eigene Rolle in der globalen Landwirtschaft vermitteln – wie ernähren wir uns morgen?

Gerd Carlsson war unser Experte an der Friedenauer Gemeinschaftsschule in Berlin. Hier sprach er mit den Schüler*innen unter anderem darüber, was ihn motiviert, sich für eine nachhaltige Entwicklung in der Gesellschaft einzusetzen, welche Entwicklungen und Herausforderungen er in 30 Jahren als Bio-Gärtner beobachtet hat und was Schüler*innen auf dem Weltacker 2000m² erleben können … 

Fragen an Gerd Carlsson

1) Was haben Sie bei foodture von den Schüler*innen gelernt?

Gerd Carlsson: „Dass es engagierte junge Menschen gibt, die sich für eine lebenswerte Zukunft auf unserer Erde interessieren, die wirklich alles ganz genau hinterfragen und die den Mut haben ihren eigenen Lehrer*innen neues Wissen zu vermitteln.“

2) Welchen Schritt wünschen Sie sich in der Gesellschaft für eine nachhaltige Ernährung?

Gerd Carlsson: „Ich wünsche mir, dass möglichst alle Menschen erkennen, dass es nicht beliebig ist was wir hier auf der Erde tun und wie wir uns entscheiden, sowohl in alltäglichen als auch in weitreichenden Dingen; dass alle verstehen wie sich auch ihre alltäglichen Entscheidungen global auswirken; und ich wünsche mir, dass alle Menschen ihre Verantwortung wahrnehmen und ihr Leben auf eine lebenswerte Zukunft für alle Lebewesen auf unserem Planeten ausrichten. Wir müssen uns vor allem dafür entscheiden das zu wollen, dann finden sich auch Wege.“

3) Ihr Tipp: Was kann jede*r Einzelne mit Blick auf einen nachhaltigeren Lebensmittelkonsum beachten?

Gerd Carlsson: „Zunächst ist es wichtig zu erkennen, dass wir in einer übergroßen Fülle leben und dass es nicht darum geht, auf irgendetwas zu verzichten, sondern darum, die sinnlose Verschwendung von Ressourcen aller Art zu beenden. Und das betrifft nicht nur Lebensmittel. Unser Verbrauch an Primärenergie befindet sich auf einem schwindelerregenden Niveau, mindestens ein Drittel aller Lebensmittel landet im Müll (und bei uns hauptsächlich durch Verschwendung, nicht durch Lagerverluste oder Schädlinge) und die Tiere, die hier in großer Zahl geschlachtet und gegessen werden, werden mit Kraftfutter aus Brasilien und Argentinien gefüttert.

Kurz auf den Punkt gebracht bedeutet das:

  • Weniger Energie verbrauchen
  • Weniger Fleisch essen
  • Weniger Lebensmittel wegwerfen
  • Regionale Versorgung, kurze Wege
  • Und trotz aller Schwierigkeiten und Fehlentwicklungen ist die Biolandwirtschaft der Agrarindustrie weit überlegen, sowohl beim Klimaschutz als auch in vielen anderen Bereichen der Zukunftsfähigkeit

Die besten Möglichkeiten einen nachhaltigen Lebensmittelkonsum umzusetzen, bietet derzeit die solidarische Landwirtschaft (www.solidarische-landwirtschaft.org). Hier besteht die Chance, den Anbau von Nahrungsmitteln von unserem derzeitigen, völlig absurden, Wirtschaftssystem abzukoppeln. Und die meisten (vielleicht sogar alle) Fehlentwicklungen und Verwerfungen in unserer Gesellschaft haben ihren Ursprung in diesem Wirtschafts- und Finanzsystem.“

Maike Strietholt

Maike Strietholt studierte Angewandte Kulturwissenschaften. Sie ist freie Journalistin und schon seit 2006 im Bereich der globalen und politischen Bildung tätig. In beiden Funktionen beschäftigt sie sich unter anderem mit den Themen Klimawandel und Landwirtschaft, Ökologischer Fußabdruck und Lebensmittelverschwendung.
Wir machten Maike Strietholt über die Organisation Agrar Koordination ausfindig, die ihren Sitz in Hamburg hat. Die Agrar Koordination setzt sich für eine nachhaltige Agrarpolitik und ein nachhaltiges Ernährungssystem ein.

Maike Strietholt war unsere Expertin in der Stadtteilschule Wilhelmsburg in Hamburg. Hier diskutierte sie mit den Schüler*innen unter anderem darüber, warum es so schwierig ist, die Erderwärmung aufzuhalten, wenn die Menschen sonst doch so viel schaffen; was sich hinter dem Begriff „Sonntagsbraten“ verbirgt und was eigentlich mit den Plastikverpackungen unserer Lebensmittel passiert …

Fragen an Maike Strietholt

1) Was haben Sie bei foodture von den Schüler*innen gelernt?

Maike Strietholt: „Sachverhalte so herunterzubrechen / zu erklären, dass sie auch mit wenig Vorwissen verstanden werden können. Außerdem fand ich die teils einfachen und auf der Hand liegenden Lösungsansätze der Schüler*innen inspirierend – diese konstruktive Herangehensweise an offensichtliche Probleme wünsche ich mir von Politik ebenfalls.“

2) Welchen Schritt wünschen Sie sich in der Gesellschaft für eine nachhaltige Ernährung?

Maike Strietholt: „Mehr Wagemut, von Gewohnheiten abzuweichen. Und dann festzustellen, dass es auch andere Wege (als beispielsweise der starke Konsum tierischer Produkte) gibt – die dann evtl. sogar zu positiven Erkenntnissen und einem besseren Lebensgefühl führen können.“

3) Ihr Tipp: Was kann jede*r Einzelne mit Blick auf einen nachhaltigeren Lebensmittelkonsum beachten?

Maike Strietholt: „Lebensmittel in passgenauen Mengen einkaufen und konsequent Reste verbrauchen. Tierische Lebensmittel, insbesondere Fleisch, reduzieren. Regionalität und biologische Landwirtschaft unterstützen – beispielsweise auf dem Wochenmarkt oder im Hofladen einkaufen.“

Dr. Melanie KrögerDr. Melanie Kröger

Melanie Kröger studierte Politische Wissenschaft, Soziologie und Psychologie an der RWTH Aachen. Hier beschäftigte sie sich am Institut für Politische Wissenschaft im Rahmen ihrer Promotion mit der Modernisierung der Landwirtschaft.

Ausfindig machten wir Dr. Melanie Kröger über ihre wissenschaftliche Mitarbeit am Fachgebiet Nachhaltige Unternehmensführung in der Agrar- und Ernährungswirtschaft der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE). Hier koordinierte sie das „Projekt unverpackt“.
Schwerpunkte ihrer Arbeits- und Interessengebiete waren bislang  u. a. Nachhaltigkeitsforschung (insbes. nachhaltige Landnutzung und Landwirtschaft, nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums), Zukunftstrends im Biomarkt und nachhaltiger Konsum und in letzter Zeit die Themen Verpackungsreduktion und unverpackt Einkaufen.

Dr. Melanie Kröger war unsere Expertin in der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Schule Eberswalde. Hier sprach sie mit den Schüler*innen unter anderem darüber, was der Klimawandel für unsere Erde bedeutet, über verschiedene Verpackungsmaterialien für unsere Lebensmittel, die Bedeutung von „unverpackt“ Einkaufen und wo dies sinnvoll ist sowie über weltweite Plastikströme … 

Fragen an Dr. Melanie Kröger

1) Was haben Sie bei foodture von den Schüler*innen gelernt?

Melanie Kröger: „In der Vorbereitung und bei der Diskussionsrunde habe ich gelernt, wie wichtig es ist, die Lebensrealität der Schüler*innen zu berücksichtigen und zu versuchen, ihre jeweiligen Perspektiven einzunehmen und ernst zu nehmen.“

2) Welchen Schritt wünschen Sie sich in der Gesellschaft für eine nachhaltige Ernährung?

Melanie Kröger: „Auch hier wünsche ich mir, dass weniger Energie darauf verwendet wird, die Individuen zu ,besseren´ Menschen zu machen, die ihre Ernährung umstellen ,sollen´ als vielmehr die Strukturen und Angebote zu verändern, damit bessere Ernährung einfacher gelingt.“

3) Ihr Tipp: Was kann jede*r Einzelne mit Blick auf einen nachhaltigeren Lebensmittelkonsum beachten?

Melanie Kröger: „Es gibt natürlich vieles, was jede*r Einzelne grundsätzlich tun kann, z. B. weniger Fleisch und tierische Produkte essen oder mehr regionale, saisonale und weniger verarbeitete Produkte, die geringer verpackt sind, zu konsumieren. Das ist aber nicht immer einfach, da unser Konsum stark von Routinen geprägt ist und in bestehende Strukturen eingebettet ist. Vielleicht ist es schon sinnvoll, sich über diese Gewohnheiten und Routinen Gedanken zu machen und diese stückweise zu ändern.“