Das Bildungsprojekt foodture an der
Johann-Wolfgang-von-Goethe-Schule Eberswalde

Schule einmal anders

Am 17. Februar und am 9. März 2020 tauschten Schüler*innen und Lehrer*innen der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Schule  in Eberswalde ihre Rollen:
Die Schüler*innen setzten nachmittags eine freiwillige Fortbildung für ihre Lehrer*innen zum Thema Klimawandel mit Blick auf eine Ernährung der Zukunft um.

Das Konzept für die Fortbildung entwickelten Schüler*innen der 8. und 9. Klassenstufe inhaltlich und methodisch im Rahmen eines zweitägigen Workshops von BildungsCent e.V.  am 10. und 11. Februar 2020. Die Konzeption der Fortbildung folgte der Frage: „Wie lerne ich gerne?“

Die Umsetzung des Projekts foodture erfolgte in der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Schule gemeinsam mit Teach First-Fellow Rebecca Schwegel. Rückblickend auf das Projekt hält sie positiv fest: „Mich hat es ein wenig überrascht, wie viele Schüler*innen dazu bereit waren, ihre Freizeit in dieses Projekt zu investieren, denn es ging deutlich über deren Unterrichtszeit hinaus.“  Mit einem Schmunzeln ergänzt sie noch: Außerdem wurde mir von den Schüler*innen  noch mal gezeigt, wie sympathisch offene und ehrliche Kommunikation ist, denn nach den Wünschen und Erwartungen an das Projekt gefragt, kam auch die Antwort: ,Dass das Essen lecker ist.`“

Die Fortbildung

„Würden Sie Insekten essen?“

Nach einer kurzen Begrüßung und Vorstellung des Ablaufs der Fortbildung wählten die Schüler*innen einen persönlichen Einstieg in das Thema für die teilnehmenden Lehrer*innen.

Die Schüler*innen hatten Fragen vorbereitet, zu denen sich die Lehrer*innen im Raum positionieren sollten: Ja oder nein? Trifft das auf mich zu oder trifft das nicht auf mich zu?

Mithilfe der Positionen zu den Fragen kamen die Schüler*innen mit ihren Lehrer*innen ins Gespräch. Nach jeder Frage hakten die Schüler*innen nach, warum sich die Lehrer*innen entsprechend aufgestellt haben. Die Fragen drehten sich um Themen der Nachhaltigkeit, die eigene Ernährung sowie das Interesse für mögliche Konzepte der Ernährung für die Zukunft. Auch die Schule und der Unterricht wurden angesprochen. Dabei interessierte die Schüler*innen ganz besonders, was ihre Lehrer*innen in ihrem Alltag bereits zum Thema Nachhaltigkeit unternehmen und was sie bewegt.

So lauteten einige Fragen:

„Haben Sie schon mal etwas für die Umwelt getan?“

„Haben Sie schon mal bewusst auf Fleisch verzichtet?“

„Würden Sie Insekten essen?“

„Würden Sie das Thema Klimaschutz im Unterricht behandeln wollen?“

„Haben Sie schon mal vegetarisch gekocht?“

„Haben Sie schon mal Sachen oder Dinge wiederverwendet?“

„Trinken Sie Wasser aus der Leitung?“

Eine Bilderreise

Zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema Klimawandel wählten die Schüler*innen im Vorfeld verschiedene Fotos aus. Anhand dieser Bilder fanden die Lehrer*innen gemeinsam mit den Schüler*innen Gründe für den Klimawandel und dessen Auswirkungen. Von da aus leiteten die Schüler*innen zum Thema der Ernährung und ihrem Zusammenhang zum Klimawandel über.

Gruppenarbeit der Lehrer*innen

Nach dem Prinzip „Wie lerne ich gerne?“ wählten die Schüler*innen als nächstes Modul der Fortbildung für die Lehrer*innen eine Phase der Gruppenarbeit. Der Zusammenhang von Ernährung und Klimawandel mit Blick auf eine Ernährung mit Zukunft und eine nachhaltige Entwicklung wurden in diesem Rahmen weiter erkundet.

Hierzu hatten die Schüler*innen im Vorfeld vier Tische mit Aufgaben, Material zur Recherche sowie Papier und Stiften vorbereitet. Vertieft wurden so die Themen „Nachhaltigkeit“, „Plastik(-Verpackung)“, „Lebensmittelverschwendung“ und „Ernährung mit Zukunft“. Ziel war es, dass jede Gruppe ein Plakat mit den wichtigsten Aspekten des jeweiligen Themas erstellt und zum Abschluss in einer Präsentation mit den anderen teilt.

Zur Information und Recherche hatten die Schüler*innen einzelne Karten aus dem foodture-Bildungsmaterial „Unser Essen und das Klima“  (PDF, 5 MB) sowie aus dem Bildungsmaterial des Modellprojekts KursWechsel „Plastikmüll in den Meeren und Ozeanen“ (PDF, 13 MB) ausgewählt.

A, B oder C – welche Antwort ist die Richtige?

Zum Ende der Fortbildung hatten die Schüler*innen ein Quiz für die Lehrer*innen vorbereitet. Die Themen und Inhalte der Fortbildung wurden in Quiz-Fragen verpackt mit drei möglichen Antworten: A, B oder C. Auf diesem Wege wurden viele Aspekte aus der Fortbildung wiederholt und vertieft – für die Schüler*innen während der Recherche und Erstellung des Quiz und für die Lehrer*innen im Spiel.

„Viel Spaß und Abwechslung.“

Am Ende waren die Schüler*innen interessiert, wie die Lehrer*innen den Rollentausch wahrgenommen haben. Sie baten die Lehrer*innen um ein kurzes Feedback: Was hat ihnen gut gefallen? Und was könnten die Schüler*innen bei einer nächsten Fortbildung vielleicht noch verbessern? Die Lehrer*innen gaben viel positives Feedback und schätzten die Arbeit und das Engagement der Schüler*innen wert. Als Anregung nahmen die Schüler*innen mit, das Quiz beim nächsten Mal vielleicht digital zu gestalten. Außerdem hätten sich die Lehrer*innen noch mehr Beteiligung ihrer Kolleg*innen gewünscht, um die Aspekte dieses wichtigen Themas zu streuen.

Einige Stimmen der Lehrer*innen zur Fortbildung

„Ihr habt richtig geleuchtet wie Funken am Himmel. Es wäre nun schade, wenn das Leuchten schnell vergeht. Was haltet ihr davon, wenn ihr mit eurer Fortbildung, in die ihr so viel Arbeit gesteckt habt, nun auch noch in andere Klassen kommt und euer Wissen mit euren Mitschüler*innen teilt?“

„Viel Spaß und Abwechslung mit viel Inhalt.“

„Besonders gut fand ich die Gruppenarbeit.“

„Gut fand ich die Materialauswahl, die Methoden und Struktur und sich freiwillig mit dem Thema zu beschäftigen.“

„Gefallen hat mir die angenehme Atmosphäre, die vielen Infos und die aufgezeigten Alternativen.“

„Wie lerne ich gerne?“

Zum Abschluss der Fortbildung nahmen die Schüler*innen nochmals ihre leitende Frage mit den Lehrer*innen auf: „Wie lerne ich gerne?“ Gemeinsam mit den Lehrer*innen wurde reflektiert, wie Lernen Spaß macht.
Deutlich wurde der Wunsch der Schüler*innen, weitaus mehr in Gruppen und im Team zu arbeiten als bisher.

Lehrer*innen und Schüler*innen diskutierten gemeinsam Bedingungen, wie Gruppenarbeit gut funktionieren kann. Auch mögliche Herausforderungen und Störfaktoren im Klassenraum für das gemeinsame Arbeiten wurden thematisiert.

Der gegenseitige Perspektivwechsel hat bestimmt auf beiden Seiten zum Nachdenken angeregt. Es bleibt spannend, was davon in den Schulalltag mitgenommen wird!

Was sich im Schulalltag in jedem Fall durchsetzte: Die Schüler*innen wurden in einzelne Klassen eingeladen, um ihre selbst konzipierte und erarbeitete Fortbildung auch mit Mitschüler*innen durchzuführen. So teilten sie ihr Wissen rund um das Thema Klimawandel mit Blick auf eine Ernährung der Zukunft und erreichten eine noch größere Gemeinschaft der Schule für dieses wichtige Nachhaltigkeitsthema.

Der Weg zur Fortbildung

Am 10. und 11. Februar 2020 trafen wir von BildungsCent e.V. uns an zwei Workshop-Tagen mit Schüler*innen der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Schule in Eberswalde. Schüler*innen der 8. und 9. Klassenstufe waren der Einladung ihrer Teach First-Fellow Rebecca Schwegel gefolgt. Sie waren motiviert, sich mit dem Zusammenhang von unserer Ernährung mit dem Klimawandel zu beschäftigen. Ziel der Workshops war die Erstellung einer Fortbildung für ihre Lehrer*innen zu diesen komplexen Themen. Die Fortbildung würden sie eine Woche später selbstständig durchführen.

Inhaltlich beschäftigten wir uns einen Tag lang mit Nachhaltigkeits-Fragen wie: „Wo kommt unser Essen her?“ „Welchen Weg legt unser Essen zurück, bis es auf unseren Tellern landet?“, „Wie wird Essen verpackt?“, „Wie viel Essen wird eigentlich weggeschmissen?“, „Was bedeutet all dies für die Umwelt und das Klima?“, „Warum könnte sich unsere Ernährung in der Zukunft verändern und wie sieht diese Ernährung dann aus?“

„Was kann man gegen den Klimawandel tun?“ – Ein Expert*innen-Gespräch

Unterstützung erhielten wir von der Expertin Dr. Melanie Kröger . Sie beschäftigt sich wissenschaftlich mit dem Fachgebiet Nachhaltige Unternehmensführung in der Agrar- und Ernährungswirtschaft der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde  (HNEE). Hier koordinierte sie das „Projekt unverpackt“ und kennt sich daher bestens mit der Frage nach Verpackungen aus und kennt viele Möglichkeiten, Verpackungen und damit Müll zu vermeiden.

In einem ca. einstündigen Gespräch tauschte sich Dr. Melanie Kröger mit den Schüler*innen zu Fragen aus, die sie in der Vorbereitung auf das Gespräch gesammelt hatten. Es ging um Fragen wie: „Was bedeutet der Klimawandel für unsere Erde?“, „Was können wir gegen den Klimawandel tun?“, „Welche verschiedenen Verpackungsmaterialien gibt es für unsere Lebensmittel?“ oder „Was bedeutet unverpacktes Einkaufen und wo ist es sinnvoll?“

Vom Handeln zum Wissen

Als Abschluss des ersten Workshop-Tages setzten sich die Schüler*innen in Gruppen nochmals selbständig mit einzelnen Themen auseinander. Hierfür wählten sie die Themen „Lebensmittelverpackung“, „Ernährung mit Zukunft“, „Lebensmittelverschwendung“ und „Essen und unsere Schule“ aus.

Jede Gruppe von Schüler*innen startete mit einer kleinen Aktion – zum Beispiel der Bemalung eines eigenen Stoffbeutels, der immer wieder für den Einkauf von Lebensmitteln genutzt werden kann oder der Planung eines „Klima-Frühstücks“ für die Schule mithilfe eines Saisonkalenders. Nach einem intensiven Tag schätzten die Schüler*innen diesen praktischen Ansatz zu dem Thema sehr. Von hier aus beschäftigten sie sich weiter mit den selbst gewählten Themen. In kurzen Präsentationen stellten sie ihren Mitschüler*innen vor, was sie erarbeitet hatten und teilten so ihre Ideen und ihr Wissen.

Hintergründe und Anregungen lieferten das foodture-Bildungsmaterial „Unser Essen und das Klima“ (PDF, 5 MB) und das Bildungsmaterial des Modellprojekts KursWechsel „Plastikmüll in den Meeren und Ozeanen“ (PDF, 13 MB), die beide mit fachlicher Begleitung aus dem Umweltbundesamt entstanden sind.

Die Gruppenarbeit wurde von den Schüler*innen sehr positiv bewertet. So wurde am Ende des ersten, intensiven Workshop-Tags von einer Schüler*in festgehalten: „Mir hat besonders gut gefallen, dass wir sehr oft in Teams gearbeitet haben.“

Und ein*e weitere*r Schüler*in ergänzte: „Mir hat besonders gefallen, dass ich mit anderen Schüler*innen aus einer anderen Klasse zusammengearbeitet habe.“

Auch die projektbegleitende Teach First-Fellow Rebecca Schwegel nimmt dies für ihre weitere Arbeit mit: „Ich habe gelernt, wie viel Spaß Schüler*innen am Format Gruppenarbeit haben.“

Wie konzipiere ich eine Fortbildung?

Am zweiten Tag entschieden die Schüler*innen, welche Inhalte des Vortages sie mit ihren Lehrer*innen teilen wollen – und vor allem, wie sie die Inhalte mit den Lehrer*innen bearbeiten wollen.

Ein Blick auf den Vortag ermöglichte zu erkennen und zu unterscheiden, was am vorigen Tag Inhalte und was Methoden waren. Vor allem konnte festgehalten werden, welche Methoden den Schüler*innen besonders viel Spaß gemacht haben. Mit diesem Wissen wurde die Fortbildung für die Lehrer*innen konzipiert.

Mithilfe einer Vorlage, die Struktur geboten hat, diskutierten die Schüler*innen einen sinnvollen Ablauf der Fortbildung für ihre Lehrer*innen. Ideen wurden diskutiert, Inhalte abgestimmt und Vor- und Nachteile verschiedener Methoden abgewogen. Auch auf eine sinnvolle Reihenfolge der Elemente wurde geachtet.
Ziel war es, dass die Schüler*innen mit der Fortbildung den Lehrer*innen auch zeigen können, wie sie selbst gerne lernen. Als die Fortbildung fertig geplant war, wurden Verantwortlichkeiten verteilt und alle Schüler*innen bereiteten entsprechend ihre Inhalte und Methoden vor.

Nach einem langen und intensiven zweiten Workshop-Tag gab es eine Generalprobe der selbst entwickelten Lehrer*innen-Fortbildung und eine gemeinsame Feedback-Runde.

Am Ende konnten alle zufrieden sein, was in so kurzer Zeit mit viel Engagement – weit über einen normalen Schulalltag hinaus – geschafft wurde!